Theologischer Preis der Salzburger Hochschulwochen für das Lebenswerk am 6. August 2025

Aus diesem Anlass erinnere ich mich auch an die Erlebnisse mit Dir in meiner frühen Jugend.
Viele
von uns älteren Schallerbacherinnen und Schallerbachern haben ein Privileg. Wir haben es nicht
verdient – aber genossen.
Du als Student in den Ferien
Als wir Kinder oder Jugendliche waren, warst Du Student – zuerst Philosophie, dann Theologie.
Deine Karriere und Deine Publikationen kann man im Internet finden, damit werde ich mich hier
nicht beschäftigen. Viele kennen Dich als „das mediale Gesicht der Kirche“, als kritischer und
konstruktiver Analytiker und Kirchenerklärer. Wir haben Dich noch anders kennengelernt.
Es waren die frühen 1960-er Jahre. Dr. Franz Tauber, damals Pfarradministrator in Bad
Schallerbach, war Dein Onkel. So verbrachtest Du mit Deinem Bruder Sepp (später auch Priester)
und Deiner Schwester Maria-Luise (später Familienrichterin in Grieskirchen) immer wieder einige
Ferienwochen hier im Ort. Auch Deinen behinderten Bruder Hans haben wir kennengelernt.
Wir erinnern uns gerne – Jungschar- und Ministrantenlager
Du hast auf Jungschar- und Ministrantenlagern zu unvergesslichen Erlebnissen beigetragen. Mit Dir
haben wir so viel und so begeistert gesungen, gespielt und gelacht und sind so viel gewandert.
Deine Zauberei-Vorführungen haben uns verblüfft, und an den Abenden lauschten wir gebannt
Deinen Geistergeschichten. Heinz Malzer, damals Ministrant, erinnert sich noch lebhaft an die
detektivischen Aufgaben und die Bubenstreiche mit Dir. Auch zu den Herzen der Kinder, die nicht
unbedingt fromm waren, hast Du einen Weg gefunden. Es gab auch Nachtwanderungen und manche
tiefschürfende Gespräche mit Dir – und natürlich spirituelle Impulse.
Frischer Wind in der Kirche
Es war auch die Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962 bis 1965), Papst Johannes XXIII,
bescheiden, offen und volksnah, beflügelt Dich bis heute. Die Liturgiereform hast Du bei
Ministrantenproben erarbeitet - und dann mit den Buben Fußball gespielt.
Mit Deinem jugendlichen Elan und Idealismus hast Du vermutlich mit uns auch Erfahrungen
gesammelt für Deine späteren Aufgaben als Kaplan.
Als Student im Canisianum in Innsbruck hast Du auch Kollegen aus fernen Ländern, die ihre Ferien
in Österreich verbringen mussten, ins kleine Schallerbach gebracht.
Primiz bei uns in Bad Schallerbach
1964 weihte Dich Erzbischof Jachym in St. Florian zum Priester. Du wurdest Kaplan in einer Pfarre
in Wien.
Aber Deine Primiz wurde am 19. Juli 1964 hier in Bad Schallerbach gefeiert!
Magdalena, damals neun Jahre alt, war Deine „Primizbraut“, diesen Brauch gab es damals noch.
Weiß gekleidet trug sie auf einem kostbaren Kissen Deine Primizkerze zum Altar. Zu Deinem 25.
Priesterjubiläum trug ihre Tochter in unserer Kirche dasselbe Gedicht vor.
Mit diesem Ereignis war es mit Deinen Schallerbacher Ferien vorbei.
Was blieb?
Wir wurden älter – und auch erwachsen. Viele Paare wollten sich von Dir trauen lassen. Mehr als 50
wurden es im Laufe der Jahre! Und heute noch kommst du jedes Jahr im Herbst. Du feierst mit
ihnen und den leider schon Verwitweten den Gottesdienst und verbringst mit ihnen einen
gemütlichen und interessanten Abend. Manchmal leitest Du hier auch noch Beerdigungen.
Am 20. Februar 2023 hast Du in unserem Pfarrsaal Deinen Vortrag über „Religionen – Hoffnung in
einer taumelnden Welt“ gehalten. Danach hast Du um freiwillige Spenden für Hilfsprojekte in der
Ukraine gebeten.
Heute bist Du das mediale Gesicht der Kirche – nicht nur in Österreich!
Heute bist Du ein Apostel der Schöpfungsstheologie, ein Brückenbauer zwischen den Kulturen und
Religionen der Welt, als angesehener Pastoral-Soziologe und -Theologe, Wissenschafter und Autor
vom Radio und vom Fernsehen bekannt.
Und dennoch bist Du für viele „der Pauli“ geblieben. Mir ist erneut bewusst geworden, wie prägend
die Erlebnisse der jungen Jahre sind.
Stellvertretend für die damals Jungen gratuliere ich Dir zu Deinem Lebenswerk und danke Dir für
alles.
Herzlich Christine
Diesen Brief habe ich auch persönlich an Paul Zulehner geschickt und danke ihm dafür, dass ich ihn
hier veröffentlichen darf.